MARION: Sebastian, ihr nennt eure Weltreise „World Tour of Scout Movement“. Was genau bedeutet das?

SEBASTIAN: Die Grundidee war, mit anderen Kulturen in Kontakt zu kommen. Diese Idee entstand beim letzten Weltpfadfindertreffen in den USA. Dort haben wir überlegt, wie wir dieses kulturelle Erlebnis erweitern und mehr Menschen daran teilhaben lassen können. Wir wollen die kulturellen Aspekte, die wir erleben, festhalten und zugänglich machen, damit auch andere davon profitieren können.

MARION: Du reist also um die Welt und triffst dich mit anderen Pfadfindern, um internationale Begegnungen zu ermöglichen?

SEBASTIAN: Genau, das ist eigentlich eine gute Zusammenfassung. Wir werden verschiedene kulturelle Aspekte beleuchten und kennenlernen. Alle, die uns begleiten, können durch das aufbereitete Material auf unserer Webseite ebenfalls daran teilhaben. So können auch Kinder und Jugendliche hier in Deutschland und anderswo diese internationalen Erfahrungen nacherleben und mehr über das internationale Pfadfindertum erfahren.

MARION: Ist die Pfadfinderbewegung eher international oder regional?

SEBASTIAN: Im Alltag ist sie sehr regional geprägt, aber alle Pfadfinder wissen, dass es diese Bewegung weltweit gibt. Es gibt viele Partnerschaften zwischen Gruppen aus verschiedenen Ländern, die den internationalen Austausch fördern. Es gibt zwar nicht viele Plattformen, die einen so umfassenden interkulturellen Austausch bieten, aber genau da setzen wir an: Wir möchten verschiedenste Kulturen erlebbar machen und Vorurteile abbauen, um die Toleranz zu fördern.

MARION: Und diese Idee hast du aus den USA mitgebracht?

SEBASTIAN: Ja, die Idee entstand dort, als wir überlegten, wie wir diese Erfahrungen skalieren und weitergeben können. Da nicht alle am Weltpfadfindertreffen teilnehmen können, wollten wir eine Möglichkeit schaffen, diese Erlebnisse zu teilen. Mit einem Team aus verschiedenen Pfadfinderorganisationen in Deutschland setzen wir dieses Projekt um, und es ist spannend und wertvoll, diese Vielfalt zu erleben.

MARION: Für mich sind Pfadfinder etwas Neues. Früher hieß es immer, sie helfen alten Damen über die Straße oder tun jeden Tag eine gute Tat. Stimmt das? Hast du das als Kind so erlebt?

SEBASTIAN: Diese sozialen Aspekte gibt es definitiv. Es geht darum, wie wir als Gruppe der Gesellschaft helfen können. Das Klischee von der alten Dame, die über die Straße geführt wird, gibt es zwar, aber es steckt ein wahrer Kern dahinter: Wir werden dazu ermutigt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und spontan zu helfen. Der Spruch „Jeden Tag eine gute Tat“ ist eher ein Ansporn und wird nicht streng kontrolliert.

MARION: Das hat dich also nicht nur in der Kindheit, sondern auch als Jugendlicher geprägt?

SEBASTIAN: Ja, es war immer schön, eine Gemeinschaft zu haben und gemeinsam Projekte durchzuführen. Der internationale Aspekt spielte für mich immer eine Rolle, da wir auch Sommerlager mit Pfadfindern z.B. aus Frankreich hatten. Ich war Gruppenleiter und bin jetzt auf regionaler Ebene aktiv, insbesondere im Bereich internationale Gerechtigkeit.

MARION: Hast du auch kritische Momente erlebt?

SEBASTIAN: Natürlich gibt es in großen Organisationen immer wieder Herausforderungen, auch durch Gruppendynamiken. Es ist wichtig, dass es ein Netzwerk gibt, das Verantwortung verteilt und auffängt. Das Missbrauchsthema in der katholischen Kirche hat auch die Pfadfinder geprägt und uns dazu gebracht, Maßnahmen zu ergreifen, um solche Vorfälle zu verhindern und die Vergangenheit aufzuarbeiten.

MARION: Und wie sieht die internationale Zusammenarbeit aus? Wie nehmt ihr Kontakt zu Pfadfindern in anderen Ländern auf?

SEBASTIAN: Wir arbeiten eng mit der World Organization of the Scout Movement zusammen, die uns mit Kontakten und Wissen unterstützt. Über die International Commissioners der jeweiligen Länder knüpfen wir Kontakte zu Pfadfindergruppen, die Interesse an einem Austausch haben. Außerdem erhalten wir viele Anfragen von Gruppen, die unsere Videos gesehen haben und uns einladen, sie zu besuchen.

MARION: Anna-Lena, wie ist es für dich, als Quereinsteigerin zu den Pfadfindern zu kommen?

ANNA-LENA: Ja, ich bin über Sebastian zu den Pfadfindern gekommen. Wir sind schon seit einigen Jahren zusammen, und ich habe von außen miterlebt, wie engagiert er ist. Besonders spannend fand ich es, als wir letztes Jahr mit unserer Tochter an zwei Lagern teilgenommen haben. Es war schön zu sehen, wie viel Freude die Kinder daran hatten, draußen zu sein und neue Dinge zu lernen.

MARION: Bist du jetzt auch aktiv dabei und unterstützt die Reise?

ANNA-LENA: Ja, ich finde es unglaublich wertvoll, Kindern diese Strukturen und Möglichkeiten zu bieten. Es hilft ihnen, Verantwortung zu übernehmen und Abenteuer zu erleben. Es ist bereichernd zu sehen, wie sie sich entwickeln und die Welt um sie herum erkunden.

MARION: Sebastian, wie organisiert ihr die Treffen mit Pfadfindergruppen in anderen Ländern?

SEBASTIAN: Wir nehmen offiziell Kontakt über die International Commissioners auf und suchen Gruppen, die Interesse an einem Austausch haben. Manchmal stoßen wir auch zu bestehenden Lagern oder Veranstaltungen dazu. Bisher haben wir tolles Feedback erhalten und viele Einladungen bekommen.

MARION: Es klingt nach einem tollen Projekt. Vielen Dank für eure Einblicke und viel Erfolg bei der World Tour of Scout Movement!

SEBASTIAN & ANNA-LENA: Danke, es war uns eine Freude!